Hermann Kurz                      Verdienst und Glück

1813 – 1873

Auf eigne Tat soll keiner sich verlassen:

Noch ist kein Ird’scher selbstgerecht gestorben,

Und weh ihm, der mit Zimbeln und Theorben

Sein faules Lob verkündet in den Gassen.

 

Ich habe nie das Brot mir schmecken lassen,

Das ich im Schweiß des Angesichts erworben.

Hab ich mit breitem Fleiß die Zeit verdorben,

Muß ich die Not und, ach, mich selber hassen.

 

Zwar, was die Menschen Pflicht benennen, tu ich;

Ich kann durch Disteln brechen und durch Dornen,

Kann mit dem Hammer auf den Amboß klopfen;

 

Doch darum nicht in Stolz noch Freude ruh ich:

Zu Geist’gem kann den Geist das Glück nur spornen,

Das leise nachts die Sterne niedertropfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hermann Kurz                      Weihnacht

1813 – 1873

Am schmucken Baume flimmern hundert Kerzen,

Mit lichtem Blick, mit Jauchzen hüpft der Knabe

Und mustert halb im Traume seine Habe,

Indes die Eltern fröhlich mit ihm scherzen.

 

Mein Auge, sollte dich die Helle schmerzen?

Denkst du, o Herz, an manche schöne Gabe

Von ihnen, die da schlummern in dem Grabe?

Mahnt dich dies Fest an zwei gebrochne Herzen?

 

Frisch; Seele, deiner eignen Weihnacht denke,

Wie eine Flamme festlich dich durchdrang,

Wie dich begrüßten himmlische Geschenke,

 

Der Sonnengeist einzog zu allen Toren

Und jenes schmerzlich stolze Lied erklang:

Die Muse hat zum Opfer mich erkoren!